kürzlich
fiel mir das 💗 GÄSTEBUCH
meiner Eltern in die Hände. Ich kannte es von früher. Als ich ein Kind war. Ich
kannte es. Ich schaute es mir erneut an und war erstaunt, wie fröhlich, bunt
und lebendig es ist. Menschen aus aller Welt haben sich darin verewigt:
Die
US-Amerikaner, die so fröhlich gefeiert haben, das französische Ehepaar, das
sowohl an der Côte d’Azur wie in Köln lebt mit ihrem Collie – wie hieß er
noch?, Mrs. Mc Innes aus New Zealand, die vortrefflich zu Karneval als QUEEN
VICTORIA gekleidet kam, die reizenden Menschen aus Asien, die so geschrieben haben, die ich es nicht einmal ansatzweise lesen kann. Sie haben dafür
so wunderschön gezeichnet. Lebendig! Echt!
Die
Lateiner mit ihrem Weltgeist. Und ganz einfach und schlicht: Der beliebte
Volksschauspieler mit Familie und seinen Theater-Leuten, die sich ausgesprochen
wohl fühlten. Die Sängerin, die dafür bekannt war, dass sie keine Schokolade
mag. Der Volksschauspieler aus Bayern – war stets Stammgast, wenn er in Köln
Auftritte hatte. Viele Stars mit Autogramm. Und die „berühmten“ Rechtsanwälte,
die aus dem politischen Brüssel eingeflogen kamen. Es hieß, dass sie immer mit
einem Heli reisten – aber: Wo war denn hier ein Landeplatz? Ach ja: Und nicht
zu vergessen: der Fußballweltmeister mit seinen Sportsfreunden.
Heute
denke ich etwas anders über dieses Gästebuch nach, das stets so prall, bunt und
leuchtend für mich erschien.
Und
auch alle Fotos - außerhalb des Buches - wurden liebevoll von der Großmutter
aufgehoben:
Heute
denke ich: Wenn meine Eltern so viele spannende Menschen angezogen haben – muss
auch in ihnen ein Kern gewesen sein, der diese „Anziehung“ ausgelöst hat.
Gewiss, das Essen war stets köstlich bei uns: Wir hatten einen Koch aus dem
berühmten Kölner Excelsior Hotel Ernst, einen Starkoch aus Zagreb und einen
genialen Koch - Carsten - aus der Schweiz, der dort die beste Hotelfachschule absolviert
hatte – er war so „edel“, dass er zum Bewerbungsgespräch bei meinen Eltern im
Frack erschien. Im Frack von YSL.
Gewiss,
auch das Ambiente war stilvoll, stets liebevoll gepflegt und es signalisierte sanft und leise:
„Egal wer du bist – du bist herzlich willkommen.“
Ich
sehe noch heute, wie meine 🌷🌼🌻 Großmutter 🌷🌼🌻 die vielen Blumen und Pflanzen mit Wissen und
Liebe hingebungsvoll selbst und hochpersönlich pflegte.
Ich
weiß noch, wie stolz wir waren, nicht irgendeinen gelernten Kellner, sondern
einen ausgezeichneten „Serviermeister“ als Mitarbeiter zu haben. Und unser
ORIGINAL, Poldi aus Wien, Sohn eines Hoteliers, der die Welt sehen wollte und
dann bei uns hängen geblieben ist. Alle liebten ihn.
Aber:
War es das schon? Waren dass die Geschäftsgeheimnisse? Ich sehe noch wie heute:
Dass mein Vater an manchen besonderen Tagen bereits gegen 12:00 die Tür zum
Lokal schließen musste, weil alle Tische und auch die Bar-Theke so besetzt waren,
das keine weiteren Gäste mehr aufgenommen werden konnte. Dabei hatten wir erst
ab 11:00 geöffnet.
Waren
dass die Geschäftsgeheimnisse? Oder steckte noch etwas anderes hinter diesem
Erfolg?
Ich analysierte die Texte im Gästebuch und dann wurde mir bewusst: Es war die Heiterkeit, Freigiebigkeit und Leichtigkeit meiner Eltern, die diese Menschen alle angezogen hat. Ich kannte und kenne keine Menschen, die ähnlich hilfsbereit, großherzig und großzügig sind. Vater und Mutter. Auf ihre Weise strahlten beide immer. Sie strahlten Herzlichkeit, Liebe und gute Laune aus.
Meine Eltern erinnerten mich heute an die Zeit des
legendären „Karlchen“ Rosenzweig
im Presseclub in Bonn, in der Nähe der Bundespressekonferenz und all den
Redaktionen der bekannten Medien – Fernsehen, Radio, Printmedien. Hier trafen
sich die Politiker:innen, die Journalist:innen und Medienleute aus aller Welt.
Wer Glück hatte, wurde von dem gastlichen Wirt
gezeichnet und bekam das Bild mit Autogramm als Geschenk. Als Karlchen auch
mich einmal mit einem solchen Gemälde bedacht hatte, konnte ich mein Glück kaum
fassen. Er hat ein Herz aus Gold – dachte ich zu jener Zeit. Heute denke ich:
Karlchen hatte sein Herz am rechten Fleck. Wie meine Eltern.
Ich
musste jetzt an Aristoteles denken, der die „Freigiebigkeit“ pries als die
rechte Mitte zwischen den Extremen „Verschwendung und Geiz“. Letzterer (Geiz)
mache einsam, Freigiebigkeit hingegen heiter und glücklich.
Heiter
und glücklich?
Welch
viel versprechende Inspiration!
Und
ich denke an die vielen einsamen Menschen. Auch an die Menschen, die in einer
Familie leben – aber einen so einsamen Eindruck auf mich machen – als wären sie
in Wirklichkeit nicht familiär eingebunden, sondern einsam, allein und manchmal
sehr traurig. Sind diese Menschen einsam, weil sie irgendwie etwas mit Geiz zu
tun haben?
Ich
würde diese Menschen nicht als geizig bezeichnen. Nicht als geizig im bekannten
Sinne. Es kommt mir eher vor, als „verstecke“ sich „etwas“ in diesem Wort, dass
wir zumeist abfällig Geiz nennen.
Was
ist „es“?
Und
warum glauben wir: Geizig? Das sind nur die anderen!
Ich
– geizig? Never!
Haben
wir starke Nerven, gehen wir tolerant mit der kleinen „Spur“ katholische Kirche
um - und gehen wir systematisch vor:
Was
ist Geiz? Und was hat das mit mir zu tun? Oder wie Alfred Adler, der Kollege
von Freud, sagen würde: „Züge des Geizes wird auch der heutige Kulturmensch
wenigstens spurenweise aufweisen.“(1)
Was
ist Geiz? Und was hat das mit mir zu tun?
Die
erste Antwort, die mir dazu einfällt:
Geiz
ist eine der 7 Todsünden.
Für
die KATHOLISCHE KIRCHE.
„Katechismus
der Katholischen Kirche:
IV Die Schwere der Sünde -
Todsünde und läßliche Sünde
1854 Die Sünden sind nach
ihrer Schwere zu beurteilen. Die schon in der Schrift erkennbare [Vgl. 1 Joh
6,16-17] Unterscheidung zwischen Todsünde und läßlicher Sünde wurde von der
Überlieferung der Kirche übernommen. Die Erfahrung der Menschen bestätigt sie.
1855
Die Todsünde zerstört die Liebe im Herzen des Menschen durch einen schweren
Verstoß gegen das Gesetz Gottes. In ihr wendet sich der Mensch von Gott, seinem
letzten Ziel und seiner Seligkeit, ab und zieht ihm ein minderes Gut vor.“
http://www.vatican.va/archive/DEU0035/_P6I.HTM
Für
manche Menschen, etwa für die evangelischen – ich hoffe, dass ich hier immer
noch richtig liege – und natürlich für die Menschen, die nicht an unseren Gott
glauben oder denken, dass es keinen Gott gibt – ist das weniger bis gar kein
Thema.
Es
gibt jedoch so etwas wie ein gesamtgesellschaftliches Bewusstsein. Egal, ob wir
zum Zeitpunkt des Entstehens schon gelebt haben – oder erst später zu Welt
gekommen sind.
Da
wir in einer vor allem christlichen Bundesrepublik leben und Bundesländer wie
Saarland (2018: 56,8 Prozent), Bayern (2018: 48,8 Prozent), Rheinland-Pfalz (2018:
40,3 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (2018: 37,7 Prozent) einen hohen Anteil
an katholischer Bevölkerung haben – hat das, was wir als Todsünden kennen,
Eingang gefunden in das gesamtgesellschaftliche Gedächtnis des Landes – ähnlich
wie dieses Geschehen 1954: "Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen. Rahn
schießt... Tor, Tor, Tor!"
Selbst,
wer es nicht weiß, spürt es – bewusst und oder unbewusst.
Die
meisten Menschen lehnen es ab, im Sinne der „Todsünde Geiz“, schuldig zu sein.
Auch, weil viele Menschen gar nicht wissen, was genau damit gemeint ist. Und
warum es sie/uns betreffen soll.
Wir kennen sie alle, die
berühmten Geizigen:
*⁀➷Pantalone – aus der italienischen
Commedia dell’arte
*⁀➷Ebenezer Scrooge – Figur bei Charles
Dickens
*⁀➷Shylock – jüdischer Venezianer bei
William Shakespeare
*⁀➷Harpagon in Molières „Der Geizige“
*⁀➷Dagobert Duck – Disneyfigur von Carl
Barks
Damit haben wir doch
wirklich nichts zu tun!
Oder
doch?
Wir
sind sparsam. Und das ist auch in Ordnung. Wir sind realistisch. Und das ist
gut so. Wir treffen Vorsorge – und auch das ist doch eher gesund – als sündig.
Schauen
wir uns an, was Dr. Doris Wolf, Diplom-Psychologin und Psychotherapeutin, dazu
zu sagen weiß:
„Die
Beschreibung eines Menschen als geizig ist eine Bewertung. Dahinter steht ein
ganz persönlicher Maßstab, was wir als geizig, was als großzügig oder als
normal ansehen. Die Beschreibung geizig kann sich nicht nur auf Geld sondern
auch auf Zärtlichkeit, Liebe, Lob, "geizen mit Reizen" und ähnliches
erstrecken.“
https://www.psychotipps.com/geiz%20aria%20haspopup.html
Warum
halten Menschen Geld, Zärtlichkeit, Liebe, Lob, Anerkennung zurück?
Es
gibt dazu eine Freudsche Theorie, der ich hier jedoch nicht folgen kann. Ich
halte sie für obsolet, veraltet. Obschon ich 5 Jahre bei dem Freudianer Prof.
Dr. med. H. Psychologie studiert habe – oder vielleicht gerade deswegen. Freud
ist mir hier nicht mehr zeitgemäß. Siehe zu Geiz auch: Alfred Adler.(1)
Warum
halten Menschen Geld, Zärtlichkeit, Liebe, Lob, Anerkennung zurück?
Zunächst:
Geiz ist nicht (oder: eher nicht) angeboren, sondern Geiz haben wir gelernt –
erlernt. Nicht zwangsläufig in „der“ Familie, sondern durch individuelle
Erlebnisse.
Und
was wir einmal gelernt haben, können wir auch wieder ver-lernen oder um-deuten.
Jeder
Mensch, der einer Sportart nachgeht, erinnert sich daran, dass, wenn er lange
nicht geübt, gesportelt, trainiert hat – seine Kunst in diesem Bereich
nachlässt.
Da wir jedoch täglich GEIZ üben, zeigen wir anderen Menschen unsere Zurückhaltung, indem wir Geld und/oder Zärtlichkeit und/oder Liebe … mehr oder weniger sparsam anwenden. Oder es auch gleich ganz lassen mit dem Lob und der Anerkennung. Mal ehrlich: Wann haben wir zuletzt ein wirklich herzliches Lob von uns gegeben – eine Anerkennung, die über „Ja, nett.“ hinaus ging?
(Ihr alle, meine Lieben,
seid da die wunderbar löbliche Ausnahme! Und das ist köstlich. Ihr seid die 💗 Weltmeister:innen 💗
in "liebevolle wie kluge Mails" schreiben. Und deshalb könnt ihr eure
Freundinnen, Freunde, eure Familien jetzt besser verstehen – und vielleicht
auch dem einen oder anderen einen Tipp geben – wenn er/sie euch um Rat fragt.)
Für
die anderen gilt: Mit unseren schon sprichwörtlichen Zurückhaltung gewinnen wir
keinen Blumentopf bei den Menschen und schon gar nicht gewinnen wir genau die
neuen Menschen, die wir gerne an unserer Seite haben wollen. Ich denke hier an
Menschen, die gerade nicht mit Mrs. oder Mr. Right zusammen sind – obwohl
genau dieser Mensch sehnsüchtig erwartet wird.
Wer
nur bei Liebe, Anerkennung und Lob ein Sparfuchs ist – käme nie auf den
Gedanken, dass das Geiz sein könnte. Vielleicht eher: Wir Norddeutschen sind
halt so – oder auch: Wir Münsteraner sind lieber zurückhaltend – so auffallend
fröhlich wie sich die Rheinländer gerne geben – nö, das ist nicht unsere Art.
Schauen
wir noch einmal, welche Gedanken Doris Wolf für uns hat:
„Warum sind Menschen geizig?
Sie
spricht von charakteristischen
Einstellungen. Von Haltungen, die geprägt sind von „zu wenig von … haben“, von
möglicher künftiger Not, von Gedanken, die sich um die Zukunft drehen – und das
Geld hier Sicherheit bieten kann. Oder auch davon, dass Menschen das, was sie
einst erlebt haben wie Krieg, Hunger, Armut nicht mehr erleben wollen.
https://www.psychotipps.com/geiz%20aria%20haspopup.html
Ähnlich
sieht das auch Dr. Rolf Merkle, Diplom-Psychologe und Psychotherapeut. Er
antwortet auf die Frage:
„Was sind die Motive für Geiz?“
mit
„Genussfeindlichkeit“, „Selbstablehnung“, „Kontrolle von anderen“ u.a.m.
https://www.palverlag.de/lebenshilfe-abc/geiz.html
💗
Ich möchte dazu ein Beispiel aus meinem Leben erzählen:
Während
meiner Ausbildung zum Coach, lernte ich auch eine sehr sympathische
Coach-Anwärterin kennen. Wir machten unsere Hausaufgaben oft zusammen, übten
und fragten uns die Texte ab.
Eines
Tages sagte sie: „Ich muss dir was Schlimmes erzählen – ich habe einen Tumor (Krebs).“
Schock. Sie wirkte so fröhlich. „Alles nur gespielt – sagte sie.“ Sie bat mich
um Hilfe – wollte, dass ich „psychologisch“ mit ihr arbeite – weil zu diesem
Zeitpunkt eine Genesung noch möglich gewesen wäre.
Ich
wusste, dass ich dafür nicht ausgebildet war und empfahl ihr deshalb eine von
unseren Dozentinnen, eine Therapeutin. Aber sie weigerte sich – meinte: „Das
ist mir zu teuer. Das zahlt nicht die Kasse – das muss ich selbst zahlen.“
Wir
sprachen dann darüber, ob sie Geld dafür habe oder ob sie sich in der Familie
Geld leihen kann. „Nein, nein,“ sagte sie: „ich habe Geld – aber das will ich
nur einsetzen, wenn ich es mal dringend brauche.“
„Wie
bitte? Du sagtest, dass deine Ärzte meinen, das du in Lebensgefahr bist – und
dir eine Therapie gut tun würde – und du willst das Geld nicht für dich
einsetzen?“
„Nö“.
Bald darauf verschlechterte sich ihr Zustand – sie kam nur noch selten und wir konnten auch nicht mehr gemeinsam arbeiten. Ich bemühte mich dann noch einmal um ein ernsthaftes Gespräch – wenn nicht diese eine Therapeutin, die ich für nahezu unübertrefflich hielt und bei der ich überwiegend meine Ausbildung gemacht habe – dann doch irgend eine andere – oder irgend einen anderen Therapeuten.
Vergeblich.
Bald
darauf lag sie in einem Hospiz.
Es
hieß, sie sei nun „wach geworden“, denke über eine Therapie nach: „Man könne ja
mal darüber reden.“ Doch bevor es dazu kam … war sie bereits gestorben. Sie war
noch so jung.
Eine
Kommilitonin sagte es mir: „A.B.C. ist gestern an Krebs gestorben.“ Ich war
traurig. Ich war sehr traurig. Und ich spüre noch heute, wie sich nach einer
Weile eine innere Stimme in mir rührte: „An Krebs gestorben. Oder an
Selbst-Geiz?“
Es
ist oft erstaunlich, wie schnell ein Ende kommt – wenn man/frau zuvor noch
gedacht hat, alle Zeit der Welt zu haben. Und gerade für das „Ende“ noch viel
zu jung zu sein.
Wie
ein Mensch angesichts des Todes sein Geld noch zurück halten will – „für Fälle,
wo ich das dann wirklich mal brauche …“ überstieg mein geistiges
Fassungsvermögen.
Inzwischen
habe ich leider lernen müssen, dass sie da nicht die Ausnahme war.
Ich
muss jetzt an Anton Bucher denken, Professor für Religionspädagogik an der
Universität Salzburg.
https://www.uni-salzburg.at/index.php?id=28756
Bucher hat 2012 ein Buch zum Thema Geiz
und Todsünden veröffentlicht:
Geiz, Trägheit, Neid & Co. in
Therapie und Seelsorge
Psychologie der 7 Todsünden
Die
7 Todsünden: Geiz, Trägheit, Hochmut,
Neid,
Zorn, Wollust, Völlerei. Eine Sammlung
hoch
aufgeladener Themen, die schon ewig in
der
Bibel stehen, aber dadurch nicht an ihrer
Aktualität
verloren haben. Warum? Sie
sprechen
jeden Menschen an – und sie sind
selbst
im professionellen Setting von
Psychotherapie
und Seelsorge höchst relevant.
https://www.uni-salzburg.at/fileadmin/oracle_file_imports/1625171.PDF
Während ich davon lese, muss ich daran denken, wie wenige Menschen erkennen wollen, dass ihre sogenannte „vornehme Zurückhaltung“ – im Grunde genommen gar nicht so vornehm ist – im Gegenteil:
Zum
Beispiel: Philip Stanhope Earl of Chesterfield hat in seinen Briefen über „Die
anstrengende Kunst, ein Gentleman zu werden." geschrieben. Er resümierte:
"Wenn
im Herzen keine Bosheit ist, so sind immer Heiterkeit und Leichtigkeit in Miene
und Manieren."
Ich
habe den Selbst-Geiz als „Bosheit gegen sich selbst“ bei den Menschen erlebt.
Und
dabei musste ich feststellen, dass die Menschen zwar meinem Gedankengang
gefolgt sind – aber nichts oder nur sehr wenig taten, um letztlich das zu
erreichen, was für sie erstrebenswert ist.
Ich
erlebe immer wieder Menschen als "Eigentor" schießende Wesen.
Es
wird nichts oder so wenig getan, weil die Menschen nicht erkennen können –
wollen – dass auch sie betroffen sind. Sie sind damit aufgewachsen – sie kennen
es nicht anders – sie denken: so ist es und so wird es immer bleiben.
Damit „etwas“ geschehen kann, müssen Problemeinsicht und Leidensdruck notwendig sein. Das Leid ist da – der Druck auch. Jedoch werden Leiden und Druck anders gedeutet.
Diese Menschen interpretieren dann ihre Schmerzen und
ihr Leid mit Bewegungsarmut. Oder: Ich hab mich angesteckt. Oder: Das hatten
alle in der Familie. Oder auch: Die anderen sind Schuld. Oder: Ich weiß, dass
ich daran sterben werde. Mein Vater ist auch schon daran gestorben. Der
Großvater ebenfalls.
Selbst bei den wirklich gesunden und jungen Menschen
scheint es in den letzten Jahren nur schwer möglich zu sein, vom Denken ins
Handeln zu kommen.
Grundsätzlich fällt mir auf, wenn sich eine Krankheit
abzeichnet, dass es dann leichter ist zu sagen: „Ich habe da eine Krankheit.“
Weil mit einer Krankheit kann man dann zur Ärztin oder zum Arzt gehen. Der oder
die verschreibt dann „etwas“ – und gut ist.
Bei einer Krankheit fühlen sich die Menschen weniger
verantwortlich – empfinden eher selten, dass sie eine Selbstverantwortung
haben. Krankheiten passieren eben. „Wir“ müssen dann nicht die Verantwortung
für die Krankheit übernehmen. Mehr noch: Der primäre und sekundäre
Krankheitsgewinn kann eine Rolle spielen – ebenso wie der tertiäre und quartäre
Krankheitsgewinn.
https://books.google.de/books?id=Q_gmBAAAQBAJ&pg=PA414#v=onepage&q&f=false
Dass Krankheiten seelische Ursachen haben – lehnen
immer noch viele Menschen ab.
Für alle von euch, die sich jedoch für die
Wechselwirkung Körper – Seele interessieren, gibt es hier vom Institut für
Gesundheit und Persönlichkeitsbildung in Starnberg, von der Landeszentrale für
Gesundheitsförderung in Rheinland-Pfalz e.V. sowie von der Limes Schlossklinik
wissenswerte Einsichten. (2)
Wenn ein Leid, ein Schmerz, seelischen Ursprung hat – dann
wissen wir: Ich muss mich jetzt meiner Angst stellen. Dann fühlen wir uns oft
hilflos, orientierungslos und überfordert. Stress. Dann doch lieber zurück zur
medizinischen Variante. Da fühlen wir uns zwar auch nicht sicher – aber: Wir
kennen Medizinmänner und Medizinfrauen. Und die werden schon wissen, was sie
tun.
Erfahrung aus der Coaching-Praxis: Wer zunehmend mehr
Verantwortung für sich, seine Gesundheit und sein Leben übernimmt – ist auf dem
richtigen Weg.
Zurück
zur „Todsünde“. Die Evangelischen sagen dann leicht: Todsünde? Gibt es bei uns
nicht.
Dabei
geht es weniger darum, wie sich diese Menschen zu anderen Menschen verhalten.
Es geht zunächst darum, wie sie zu sich selber sind.
Mein
Eindruck:
Es ist katastrophal!
Aber – die – Menschen - können – wollen –
es – nicht – erkennen.
Selten fand ich diesen Film-Titel auf das
reale Leben übertragen:
… denn sie wissen nicht, was sie tun
treffender als hier.
Menschen
erkennen (immer weniger?) was mit ihnen los ist.
Und: Menschen
wollen es (immer weniger?) nicht wissen.
Und:
Menschen kommen (immer weniger?) vom Denken ins Handeln.
Warum
behandeln Menschen sich selbst so schäbig?
Rolf
Merkle appelliert:
„Nur wenn Sie erkennen, dass Sie sich
nichts oder im Vergleich zu anderen nur wenig gönnen und darunter leiden,
werden Sie Energie haben, etwas zu ändern.“
Das
erfordert großen Mut! Wer ist dazu bereit?
Dabei
haben sich alle großen Denker:innen an diesem Thema längst abgearbeitet. Und da
ich hier vor allem vor den INTELLIGENTEN spreche, gehe ich auch davon aus, dass
das alles bekannt ist.
*⁀➷ „Der
Geiz steht zur Sparsamkeit in größerem Gegensatz als die Freigiebigkeit.“ François de La Rochefoucauld
*⁀➷ „Geiz
und Neid sind lächerliche Eigenschaften.“ Christina/Kristina
Königin von Schweden
*⁀➷ „Man
kann sich keine Niederträchtigkeit denken, deren ein Geizhals nicht fähig
wäre.“ Adolph Freiherr
Knigge, deutscher Jurist
*⁀➷ „Der Geiz ist die kälteste aller Leidenschaften; wenn die andern mit den Jahren abnehmen, nimmt diese zu, daher sie auch wohl die verächtlichste und lächerlichste unter allen ist.“ Karl Julius Weber, deutscher Jurist und Schriftsteller
*⁀➷ „Geiz
ist ja eines der verlässlichsten Anzeichen tiefen Unglücklichseins.“ Franz Kafka
Egal
was sie sagen, schreiben, philosophieren: Fast niemand fühlt sich angesprochen.
Aber einmal angenommen:
Wäre da einer – ein ganz besonderer
Mensch, dem die Einsicht gelingen könnte – und dieser Mensch würde erkennen,
dass da … ja … vielleicht … ein Hauch … dran … sein … könnte – was könnten wir
diesem Menschen sagen?
Nun,
wir könnten diesem Menschen sagen, was auch schon der englisch-amerikanischer
Psychologe William McDougall, Hochschullehrer an der Universität Oxford, gesagt
hat:
💗 "Wer
Weisheit mit Heiterkeit und Liebenswürdigkeit verbindet, hat die höchste Stufe
im Menschenleben erreicht."
Wir
könnten sagen:
💗 Heiterkeit bezeichnet eine frohgemute,
aufgeräumte, aufgelockerte Stimmung. Im Mittelhochdeutschen bedeutete
Heiterkeit Klarheit. Das Antonym ist Schwermut.
Wer
würde schon lieber schwermütig als heiter sein?
Wir
könnten sagen:
💗 "Heiterkeit
kann kein Übermaß haben, sondern ist immer gut; Melancholie dagegen ist immer schlecht." Baruch de Spinoza, Ethik
Klar,
wer liebt schon eine durch Schwermut bzw. Schwermütigkeit, Schmerz, Traurigkeit
oder Nachdenklichkeit geprägte Gemütsstimmung?
Wenn dieser Mensch dann erkennen würde,
dass er lieber heiter als geizig sein mag – was …
Da hat Doris Wolf einen Leitfaden für
Großzügigkeit:
So
können Sie großzügiger werden
https://www.psychotipps.com/geiz%20aria%20haspopup.html
Ist
TODSÜNDE heute überhaupt noch zeitgemäß – auch, wenn ein Professor für
Religionspädagogik darüber ein wichtiges Buch geschrieben hat? Hat das alles
heute noch Sinn?
Die Bundeszentrale für politische Bildung
(bpb) schreibt dazu in einem Essay
„Aber
den großen Geizigen, der von Freud klassisch als der "anale
Charakter" beschrieben worden war, gibt es in reiner Form nur noch selten.
Die
meisten Menschen sind heute gierig, eitel und geizig zugleich, gleichermaßen
fähig zu Verschwendung und Sparsamkeit – meist in undramatischen "Ausschlägen",
wenn man von Filmfiguren wie dem "Wolf of Wallstreet" oder Gordon
Gekko absieht.“
Sind heute „die meisten Menschen“
tatsächlich gierig, eitel und geizig zugleich?
Noch
einmal die bpb: „Der Theologe und Psychotherapeut Eugen Drewermann erinnert uns
daran, dass das heutige Christentum vor allem eine Erlösungsreligion ist, im
Grunde eine quasi-therapeutische Veranstaltung. Die entscheidenden Fragen
sollten demnach nicht die nach Ächtung oder Bestrafung des Sünders sein,
sondern: Was steckt hinter der Sünde? Was hat einen Menschen dazu gebracht,
sündhaft zu handeln? Und wie kann ich dem Sünder helfen, dieses
selbstzerstörerische Muster zu überwinden?
Die
Psychologisierung und Therapeutisierung menschlichen Verhaltens ist in der
Moderne weit fortgeschritten. Was einmal als Laster galt, wurde nach und nach
entmystifiziert und verwissenschaftlicht. Damit wurden aber auch Erwartungen
geweckt, dass das "abweichende Verhalten", wenn es erst einmal auf
seine Ursachen hin untersucht und in seiner Bedingtheit erklärt ist, auch
geheilt oder korrigiert werden kann. Und so besuchen Jähzornige
Anger-Management-Kurse, um ihren Zorn in den Griff zu bekommen. Die Völlerei,
die jetzt Essstörung oder Fettleibigkeit heißt, wird in Diätkliniken behandelt;
auch für Sexsüchtige gibt es spezielle Therapien – und für die Trägen
Motivationsseminare.“
https://www.bpb.de/apuz/197969/die-sieben-todsuenden-heute-noch-relevant
Wem
das alles zu technisch, wissenschaftlich und zu psychologisch ist – vielleicht
mag sie/er diesen Gedanken:
💗 💗 💗 "Das Beste, was wir auf der Welt tun
können, ist Gutes tun, fröhlich sein und die Spatzen pfeifen lassen." Don Bosco, Priester
und Ordensgründer. 1929 sprach Papst Pius XI. Bosco selig und am 1. April 1934
heilig.
Oder
diesen:
💗 💗 💗 "Wo Liebe ist und Weisheit, da ist weder
Furcht noch Ungewissheit; wo Geduld und Demut, weder Zorn noch Aufregung; wo
Armut und Freude, nicht Habsucht und Geiz; wo Ruhe und Besinnung, nicht
Zerstreuung noch Haltlosigkeit." Franz von Assisi, Begründer des
Ordens der Minderbrüder (Ordo fratrum minorum, Franziskaner) und Mitbegründer
der Klarissen. Er wird in der römisch-katholischen Kirche als Heiliger verehrt.
💗 Wohl denn: Überwinden wir Angst, Furcht und
Ungewissheit mit Liebe und Weisheit.
(Wie geht das? Wie und wo lerne ich das?)
Und:
Wer aus der Maße heraustreten will, wer sich aufmacht zu neuen Horizonten, hat
die beste Voraussetzung, hat das beste Rüstzeug für einen individuellen Erfolg
wie auch für einen Teamerfolg – nachdem der Geiz sich in Weisheit mit
Heiterkeit und Liebenswürdigkeit gewandelt hat.
💗 "Wer Weisheit mit Heiterkeit und
Liebenswürdigkeit verbindet, hat die höchste Stufe im Menschenleben
erreicht."
Dies wünsche ich allen Menschen von Herzen!
Frohe Stunden,
eure 💗Lilli
(1)
Alfred
Adler: „Züge des Geizes wird auch der heutige Kulturmensch wenigstens
spurenweise aufweisen.“
https://www.textlog.de/adler-psychologie-geiz.html
(2)
Was Krankheiten uns sagen. Von Dr. Elfrida
Müller-Kainz, Leiterin des Instituts für Gesundheit und Persönlichkeitsbildung
in Starnberg
https://www.thieme.de/de/presse/was-krankheiten-uns-sagen-redemanuskript-dr-mueller-kainz-56698.htm
Landeszentrale für Gesundheitsförderung in
Rheinland-Pfalz e.V.
Der Körper als Spiegel der Seele – Psychosomatische
Erkrankungen erkennen
Psychosomatik: Das Zusammenspiel zwischen Körper und
Seele. Limes Schlossklinik, 15. August 2019
https://www.limes-schlosskliniken.de/blogbeitrag-psychosomatik/